Smartphones, Online, Offline und Innenstadt

Ein Thema, das mich immer wieder beschäftigt: Internet und stationärer Einzelhandel. Rein intuitiv bin ich schon länger der Meinung, dass dies kein Gegensatz sein muss – schön, wenn es durch andere bestätigt wird. Die Technology Review berichtet über Studien des E-Commerce Experten Avi Goldfarb, der zu dem Schluss kommt, dass durch die zunehmende Verbreitung von Smartphones und des mobilen Internets der stationäre Einzelhandel wieder bessere  Karten hat. Durch Nutzung von standortbasierten Diensten können Kaufentscheidungen zugunsten des stationären Einzelhandels fallen, da diese – eben – vor Ort sind. Natürlich muss der stationäre Einzelhandel in den standortbasierten Diensten gefunden werden (Google, Foursquare …). Und dies ist natürlich der Knackpunkt.

Eine weitere Bestätigung, dass der stationäre Einzelhandel nicht am Ende ist, liefert ganz überraschend die IBM. Jährlich veröffentlicht die IBM fünf Technologieprognosen – und eine der Prognosen behandelt den Einzelhandel. IBM behauptet, dass Augmented Reality, tragbare Computer und ortsbasierte Dienste klare Vorteile für den Offline-Handel gegenüber dem Online-Handel bringen.

Ich würde mich freuen, wenn beide recht hätten und damit unsere Innenstädte weiterhin attraktiv bleiben. Für den Einzelhandel ist dies eine große Herausforderung – kommunale Wirtschaftsförderung muss hier unterstützen.

Share

Medienkompetenz durch Verbote?

Lehrer im Netz:Rheinland-Pfalz verbietet dienstlichen Facebook-Kontakt zu Schüler – berichtet Spiegel Online. Ähnliches hörte man vor ein paar Wochen aus dem baden-württembergischen Kultusministerium. Die Bedeutung der Digitalisierung ist in der Bildungspolitik wohl nicht angekommen – anders lässt es sich nicht erklären, dass Bildungspläne die Entwicklungen des Web 2.0 ignorieren. Diese unreflektierten Facebook-Verbote sind nur Symptome. Sicher ist Facebook eine Datenkrake, aber warum entwickelt die Schulverwaltung keine eigene Social Media Plattform, die als Kommunikations-, Diskussions- und vor allem Lernplattform genutzt werden kann? Verbote tragen nicht zu Medienkompetenz bei. Sollten unsere Kinder nicht in der Schule lernen mit sozialen Medien zu arbeiten? Wäre es nicht Bildungsauftrag, den Kindern den Umgang mit der permanenten Verfügbarkeit von Informationen und Wissen beizubringen? Bisher kann ich nicht erkennen, dass diese Fragen in der Bildungspolitik angekommen sind. Oder überhaupt in der Politik. Wir brauchen ein Internet-Ministerium.

Share

Vorsicht! Kostenlos!

Im Netz werden viele Dienstleistungen (vermeintlich) kostenlos angeboten. Warum sollte man darüber nachdenken? Irgendwann zu Zeiten des alten Internets besuchte ich die CeBit, muss so um den Jahrtausendwechsel gewesen sein. Ich staunte über die vielen innovativen Dienstleistungsangebote – und alles kostenlos. An vielen Ständen fragte ich nach dem Geschäftsmodell. Antworten bekam ich meist keine, bzw. Bannerwerbung & Co.  Wer erinnert sich noch an GeoCities? Diese Blase platzte dann ja auch kurze Zeit später.

Jetzt mache ich mir keine Sorgen um die Geschäftsmodelle von Facebook, Google und Konsorten – aber was wäre denn, wenn diese ihre Dienste einstellen? Mit diesen Gedanken beschäftigte sich schon Sascha Lobo in seiner S.P.O.N.-Kolummne “Euer Internet ist nur geborgt”. Seine Empfehlung ist die eigene Website, der eigene Blog. Eine andere Empfehlung – die von Mathias Richel – hat einen eher netzpolitischen Ansatz. Mathias kommt zu dem Schluss, dass unsere Zukunft im Netz öffentlich-rechtlich sein sollte. Dieser These kann ich – auch unter wettbewerbspolitischen Aspekten – teilweise zustimmen. Ich überzeichne einmal anhand von Google: Google ist quasi Monopolist im Bereich der Suchmaschinen und versucht durch intelligente Diversifizierung (Nexus, Android, Cloud, ..) die Marktmacht noch auszubauen. Allein wenn man nur die Websuche betrachtet: Google    entscheidet, welche Informationen ich finde – ist das nicht ein Stück weit beängstigend? Und alles ohne demokratische Kontrolle. Hier wären öffentlich-rechtliche Strukturen vielleicht des Nachdenkens wert. Aber …

Innovative Internetdienstleistungen und öffentlich-rechtliche Strukturen? Ist das nicht ein Widerspruch in sich? Gar öffentlich-rechtliche Unternehmen? Dies möge sich jeder selbst fragen, ob öffentlich-rechtliche Strukturen Innovationen befördern.

Wo könnte ein Ausweg sein? Zunächst bietet sich hier ein ganz banaler Schachzug an: lasst uns für die Dienstleistungen doch einfach (freiwillig) bezahlen. Wenn man bei Google Drive, XING, Dropbox oder was auch immer den Einstiegspreis (also nicht die kostenlose Variante) wählt, tritt man in ein “echtes” Vertragsverhältnis ein. Daraus folgt, dass die Anbieter mir gegenüber ganz andere rechtliche Verpflichtungen haben und z.B, ihren Dienst nicht einfach einstellen können, zumindest nicht ohne mir meine Daten zurück zu geben. Und meine Daten werden wieder stärker mein Eigentum – denn ich zahle nicht mehr mit ihnen.

Und was hat das jetzt netzpolitisch für Konsequenzen? Sollen wir z.B. Facebook zwingen, Gebühren zu verlangen? Nö, wie denn auch? Aber wie wäre es denn, wenn unsere Bereitschaft steigen würde für Dienstleistungen zu bezahlen? Könnten dann nicht viele neue Unternehmen entstehen, die diese monopolistischen oder oligopolistischen Strukturen aufbrechen? Keine Ahnung.

Share

Social Media: Die armen Politiker

Immer mehr unserer Volksvertreter, Bürgermeister, Minister sind in Twitter, Facebook & Co aktiv – klar, Obama tut dies ja auch. Kaum ist der mutige Schritt vollzogen, werden die Armen schon von der Netzgemeinde belächelt: nicht authentisch, weil in der Regel das Backoffice das posten übernimmt. Problem Nr. 1. Und dann können auch noch Menschen, während sie auf dem Sofa sitzen einfach eine politische Widerstandsbewegung ins Leben rufen, in dem sie Werkzeuge wie Avaaz oder Openpetition nutzen. Oder einfach ihren Facebook-Account. Früher musste man dafür noch mühselig auf die Straße gehen oder ein Haus besetzen. Problem Nr. 2. Und dann gibt es auch noch Nervensägen. Ich selbst probiere gerade Folgendes: Mit einer bestimmten politischen Fragestellung habe ich drei Abgeordnete meines Wahlkreises per e-mail konfrontiert (zu politischen Fragestellung bitte in meinem anderen Blog nachlesen). Ich habe aber auch angekündigt, dass ich darüber in meinen Blogs und in Social Media berichten werde. Fies. Problem Nr. 3.

 

Share

Wer braucht denn nun wirklich eine eigene “App”?

“Fast eine Milliarde App-Downloads in Deutschland” meldet der Branchenverband bitkom. Gute Apps liefern dem Nutzer einen wirklichen Mehrwert – und dies ist auch schon der entscheidende Punkt. Viele denken darüber nach – neben dem Internet-Auftritt – den Kunden, Bürgern oder Mitgliedern auch eine App anzubieten. Bevor man dies tut, sollte man sich aber ein paar Fragen beantworten:

  1. Wer ist die Zielgruppe der App?
  2. Was soll der konkrete Nutzen der App sein?
  3. Wie wird meine App unter Hunderttausenden im Apple App Store und Android Market (neuerdings Google Play) überhaupt gefunden?

Wenn man diese Fragen sinnvoll beantworten kann, kann man anfangen über ein eigene App nachzudenken. Das mittelständische Unternehmen könnte im B2B-Bereich bestimmte Kundendienstleistungen über ein App anbieten. Der lokale Einzelhändler könnte einen coolen Webshop etabliereen. Im Tourismusbereich könnten  Buchungsmöglichkeiten und Ticket-Verkäufe angeboten werden. Kommunen könnten Bürgerservices anbieten. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Aber! Die oben genannten Fragen – insbesondere Frage 3 – sind nicht gerade banal. Es ist klar, dass immer mehr Tablets und Smartphones verkauft werden, so dass die mobile Internetnutzung immer wichtiger wird. Wenn man die Fragen nicht so genau beantworten kann, ist der erste wichtige Schritt, eine sehr gute Version der eigenen Homepage für mobile Endgeräte zu haben. Die wird in jedem Fall gefunden und könnte der Einstieg für eine eigene App sein.

Share

Flattr?

Quer gelesen: Studien zu Social Media

Die Potenziale von Social Media werden bei weiten noch nicht ausgeschöpft – zu diesem Ergebnis kommt die Studie “Social Media Governance 2011″ der Universität Leipzig. Befragt wurden 596 Kommunikationsverantwortliche von Unternehmen, Behörden, Verbänden und Non-Profit-Organisationen. Lesenswert finde ich die Handlungsempfehlungen für die Praxis und dort besonders den Punkt “Kulturelle Anschlussfähigkeit”. Social Media erfordert die Bereitschaft zur kommunikativen Offenheit – so die Studie. Die wesentlichen Ergebnisse kann man nachlesen unter www.socialmediagovernance.eu. Interessanterweise hat auch die FAZ darüber berichtet.

Der Branchenverband BVDW (Bundesverband Digitale Wirtschaft) hat eine Studie zur aktuellen Nutzung von Social Media in Unternehmen veröffentlicht. Laut dieser Studie sprechen 85% der Unternehmen Social Media künftig eine hohe Bedeutung zu. Es werden steigende Werbebudgets für Social Media erwartet. Hier geht es zur Studie.

Share

Virales Marketing versus Eigenlob

Wer mag schon jemand, der sich permanent selbst lobt – wahrscheinlich niemand. Eigenlob stinkt ja schließlich. Seltsam, dass in weiten Kreisen der Marketing- und Werbeverantwortlichen diese banale Erkenntnis noch nicht durchgedrungen ist – oder etwa doch? Die Alternative zu Eigenlob in der Werbung ist wohl “virales Marketing”. Ganz einfach gesagt: man muss den Kunden, den Besucher oder den Bürger (wenn man an Stadtmarketing denkt), dazu bewegen, das eigene Produkt, die eigene Stadt zu loben oder weiter zu empfehlen. Und dies am besten so, dass der Kunde es nicht merkt. Das Paradebeispiel für virales Marketing ist der Video-Clip des Reutlingers Dominik Kuhn “Todesstern Stuttgart” – zu finden bei YouTube. In dem Video wird allerdings nicht erklärt, was virales Marketing ist. Das Video ist allerdings so witzig, dass es Millionen angeschaut haben und ihren Freunden weiter empfohlen haben. Der gute Dodokay (Herr Kuhn) konnte sich anschließend vor Aufträgen kaum retten. Denn was traut man am meisten: den Empfehlungen von guten Freunden. Die Idee kann man prima auf den Alltag übertragen: “Kennst Du einen guten Flaschner (für Nicht-Schwaben: Klempner)?” “Ja, der Flaschner Heberle ist super und zuverlässig.” Einer Empfehlung eines Freundes traut man mehr als einer langweiligen Zeitungsannonce. Jetzt muss man nur noch akzeptieren, dass sich viele Menschen heutzutage im Social Web sozialisieren – und schon ist man bei Social Media. Allerdings ist virales Marketing wahrscheinlich noch etwas mehr als der “Like Button” in Facebook. Ein wenig mehr Hirnschmalz muss man schon aufwenden – aber dafür gibt es ja vielleicht auch Berater.

Share