Die Rückkehr des Einzelhandels durch das Internet?

Am 6. November hat in Tübingen in der Neckargasse ein Laden von mymuesli.com eröffnet. Sensationell. Weitere Läden gibt es in München, Passau, Regensburg, Stuttgart, Düsseldorf, Augsburg, Köln und Bamberg. Eigentlich unfassbar. Ich will kurz erläutern, was mich hieran so begeistert. Mymuesli.com ist eines der deutschen Vorzeige-Internet-Startups. 2007 kamen drei Jungs aus Passau (die alle immer noch U30 sind) auf die Idee, individualisierte Müsli-Mischungen (man bestimmt die Zusammensetzung selbst) über das Internet zu verkaufen. Es folgten unzählige Gründerpreise, Wachstum und so weiter. Nachzuschauen auf YouTube – lohnt sich. Die Müslis machen eigentlich etwas ganz Einfaches: Sie erfüllen individuelle Kundenwünsche. Und dies schnell, ohne zu murren und unkompliziert. Und jetzt haben die Jungs die reine Online-Welt verlassen und eröffnen Läden in Innenstädten, in denen die Einzelhändler eigentlich beklagen, dass die Amazons und Zalandos dieser Welt ihre Existenz ruinieren. Ich bin ein echter Innenstadt-Fan und eine Innenstadt besteht nur mit funktionierendem Einzelhandel. Die Eröffnung der Müsli-Läden ist wie eine Rückbesinnung auf alte Tugenden des klassischen inhabergeführten Einzelhandels. Von Online zu stationär – und jetzt noch ein Beispiel  für die entgegengesetzte Richtung. Sehr intelligent macht dies Osiander, ein  mittelständischer Buchhändler seit 1596. Exzellente Online-Bestellmöglichkeiten sind damit kombiniert, dass man sehen kann, ob das Buch in einer Filiale im Regal steht – damit kann Osiander schneller als Amazon sein. Natürlich wird Twitter, Facebook und Google+ genutzt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schreiben Buchempfehlungen, wirkt sehr persönlich. Osiander ist ein klasse Beispiel, wie man sich gegen Amazon & Co positionieren kann. Aus Sicht des Einzelhandels macht es keinen Sinn, die Gefahren des Internets zu beklagen. Das Internet ist da und geht auch nicht mehr weg. Es geht um die Chancen.

Share

Die Angst des Einzelhandels vor dem Internet

In vielen Orten wird die Verödung der Innenstädte beklagt. Besonders wichtig für lebendige Innenstädte ist der Einzelhandel – und gerade dieser ist immer “unfairer” Konkurrenz ausgesetzt. Da gibt es zunächst die Einkaufszentren auf der “grünen Wiese”, die mit kostenlosen Parkplätzen direkt vor der Tür und großflächigen Angeboten Druck ausüben. Die Strategie des innerstädtischen Einzelhandels kann hier z.B. Ambiente in Kombination mit Individualität lauten. Falsch ist sicher, auf Parkplätze zu setzen, denn diesen Kampf kann der Innenstadthandel nicht gewinnen. Und nun der Online-Handel. Zunächst muss man sich doch die Frage stellen: warum kaufen Leute online? Und wieviele kaufen überhaupt online? Im letzten Jahr haben 38 Mill. Menschen in Deutschland etwas online gekauft! Und warum: weil der Preis, der Service, die Produktauswahl und die Lieferzeit stimmt. Alles Punkte, mit denen auch der stationäre Einzelhandel punkten könnte – wenn er denn wahrgenommen wird bei den Kunden, die über Suchmaschinen nach Produkten suchen. Denn das tut die Mehrheit, bevor sie etwas kauft. Aber meistens wird der mittelständische Einzelhandel eben nicht gefunden im Netz, sondern Amazon und Zalando. Also Tipp 1 für den stationären Handel: Sei auffindbar in Google, in Google Places, denke über Google Adwords nach. Tipp 2 bezieht sich auf etwas zunächst banales.

Und was machen die Online-Verkäufer denn noch? Sie suggerieren dem Kunden eine persönliche Betreuung. Amazon empfiehlt mir z.B. Produkte basierend auf den letzten Käufen. Dies ist doch genau das, was ein guter Einzelhändler bei seinen Stammkunden tun sollte. Aber seine Stammkunden und deren Vorlieben muss man natürlich kennen und systematisch erfassen. Stichwort: Customer Relationship Management. Früher nannte man dies Kundenkartei und ganz früher kannte sowieso jeder Ladeninhaber die Vorlieben seiner Kunden. Also Tipp 2: Rückbesinnung auf Kundenbindung mit modernen Mitteln.

Wenn ich online kaufe, kann ich auf dem Sofa nachschauen, welche Produkte vorrätig sind. Kaufe ich beim stationären Einzelhandel, weiss ich nicht, was im Geschäft so da ist. Aber das könnte man doch ändern? Dies wäre dann Tipp 3.

Wenn man diese drei Tipps berücksichtigt, dann kann meiner Auffassung nach, der Online-Handel den stationären Einzelhandel nicht schlagen. Mehr Tipps rücke ich nicht raus.

Share

Wer braucht denn nun wirklich eine eigene “App”?

“Fast eine Milliarde App-Downloads in Deutschland” meldet der Branchenverband bitkom. Gute Apps liefern dem Nutzer einen wirklichen Mehrwert – und dies ist auch schon der entscheidende Punkt. Viele denken darüber nach – neben dem Internet-Auftritt – den Kunden, Bürgern oder Mitgliedern auch eine App anzubieten. Bevor man dies tut, sollte man sich aber ein paar Fragen beantworten:

  1. Wer ist die Zielgruppe der App?
  2. Was soll der konkrete Nutzen der App sein?
  3. Wie wird meine App unter Hunderttausenden im Apple App Store und Android Market (neuerdings Google Play) überhaupt gefunden?

Wenn man diese Fragen sinnvoll beantworten kann, kann man anfangen über ein eigene App nachzudenken. Das mittelständische Unternehmen könnte im B2B-Bereich bestimmte Kundendienstleistungen über ein App anbieten. Der lokale Einzelhändler könnte einen coolen Webshop etabliereen. Im Tourismusbereich könnten  Buchungsmöglichkeiten und Ticket-Verkäufe angeboten werden. Kommunen könnten Bürgerservices anbieten. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Aber! Die oben genannten Fragen – insbesondere Frage 3 – sind nicht gerade banal. Es ist klar, dass immer mehr Tablets und Smartphones verkauft werden, so dass die mobile Internetnutzung immer wichtiger wird. Wenn man die Fragen nicht so genau beantworten kann, ist der erste wichtige Schritt, eine sehr gute Version der eigenen Homepage für mobile Endgeräte zu haben. Die wird in jedem Fall gefunden und könnte der Einstieg für eine eigene App sein.

Share

Warum teilt jemand der Welt mit, wo er gerade ist?

Ehrlich gesagt: ich habe darauf auch keine plausible Antwort – aber ich tue dies auch (manchmal). Nachdem es fast schon üblich ist, via Twitter, Facebook und XING mitzuteilen, was man gerade tut, entwickeln sich Dienste wie foursquare und gowalla auch ganz ordentlich. Und natürlich auch Facebook Places.

Nach meiner Einschätzung bestehen hier mittelfristig große Potenziale insbesondere für lokalen Einzelhandel, Gastronomie und Hotellerie. Wenn jemand schon mitteilt, wo er gerade ist, sollte man als lokaler Gewerbetreibender natürlich diese Chance nutzen und die eigenen Angebote ins Spiel bringen. Wenn sich jemand beispielsweise am Hauptbahnhof einer Stadt per foursquare “einloggt”, ist es für ihn sicher interessant zu erfahren, wo das nächste Hotel, das nächste Restaurant ist oder wie lange die umliegenden Geschäfte geöffnet haben. In Berlin habe ich auf diese Art schon einige “Tipps” bekommen – bis dies auf dem flachen Land funktioniert dauert es wohl noch eine Weile.

Bevor man über sog. Location Based Services nachdenkt, sollte man sich als lokaler Gewerbetreibender jedoch auch einmal mit Empfehlunsportalen wie z.B. Qype beschäftigen (zumindest sollte man wissen, was im Netz über den eigenen “Laden” denn so geschrieben wird). Aber auch die lokalen Funktionalitäten von Google (Maps, AdWords, …) sollte man sich anschauen – denn über Google suchen nachwievor die meisten Menschen auch im lokalen Umfeld.

Share