Smartphones, Online, Offline und Innenstadt

Ein Thema, das mich immer wieder beschäftigt: Internet und stationärer Einzelhandel. Rein intuitiv bin ich schon länger der Meinung, dass dies kein Gegensatz sein muss – schön, wenn es durch andere bestätigt wird. Die Technology Review berichtet über Studien des E-Commerce Experten Avi Goldfarb, der zu dem Schluss kommt, dass durch die zunehmende Verbreitung von Smartphones und des mobilen Internets der stationäre Einzelhandel wieder bessere  Karten hat. Durch Nutzung von standortbasierten Diensten können Kaufentscheidungen zugunsten des stationären Einzelhandels fallen, da diese – eben – vor Ort sind. Natürlich muss der stationäre Einzelhandel in den standortbasierten Diensten gefunden werden (Google, Foursquare …). Und dies ist natürlich der Knackpunkt.

Eine weitere Bestätigung, dass der stationäre Einzelhandel nicht am Ende ist, liefert ganz überraschend die IBM. Jährlich veröffentlicht die IBM fünf Technologieprognosen – und eine der Prognosen behandelt den Einzelhandel. IBM behauptet, dass Augmented Reality, tragbare Computer und ortsbasierte Dienste klare Vorteile für den Offline-Handel gegenüber dem Online-Handel bringen.

Ich würde mich freuen, wenn beide recht hätten und damit unsere Innenstädte weiterhin attraktiv bleiben. Für den Einzelhandel ist dies eine große Herausforderung – kommunale Wirtschaftsförderung muss hier unterstützen.

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Die Rückkehr des Einzelhandels durch das Internet?

Am 6. November hat in Tübingen in der Neckargasse ein Laden von mymuesli.com eröffnet. Sensationell. Weitere Läden gibt es in München, Passau, Regensburg, Stuttgart, Düsseldorf, Augsburg, Köln und Bamberg. Eigentlich unfassbar. Ich will kurz erläutern, was mich hieran so begeistert. Mymuesli.com ist eines der deutschen Vorzeige-Internet-Startups. 2007 kamen drei Jungs aus Passau (die alle immer noch U30 sind) auf die Idee, individualisierte Müsli-Mischungen (man bestimmt die Zusammensetzung selbst) über das Internet zu verkaufen. Es folgten unzählige Gründerpreise, Wachstum und so weiter. Nachzuschauen auf YouTube – lohnt sich. Die Müslis machen eigentlich etwas ganz Einfaches: Sie erfüllen individuelle Kundenwünsche. Und dies schnell, ohne zu murren und unkompliziert. Und jetzt haben die Jungs die reine Online-Welt verlassen und eröffnen Läden in Innenstädten, in denen die Einzelhändler eigentlich beklagen, dass die Amazons und Zalandos dieser Welt ihre Existenz ruinieren. Ich bin ein echter Innenstadt-Fan und eine Innenstadt besteht nur mit funktionierendem Einzelhandel. Die Eröffnung der Müsli-Läden ist wie eine Rückbesinnung auf alte Tugenden des klassischen inhabergeführten Einzelhandels. Von Online zu stationär – und jetzt noch ein Beispiel  für die entgegengesetzte Richtung. Sehr intelligent macht dies Osiander, ein  mittelständischer Buchhändler seit 1596. Exzellente Online-Bestellmöglichkeiten sind damit kombiniert, dass man sehen kann, ob das Buch in einer Filiale im Regal steht – damit kann Osiander schneller als Amazon sein. Natürlich wird Twitter, Facebook und Google+ genutzt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schreiben Buchempfehlungen, wirkt sehr persönlich. Osiander ist ein klasse Beispiel, wie man sich gegen Amazon & Co positionieren kann. Aus Sicht des Einzelhandels macht es keinen Sinn, die Gefahren des Internets zu beklagen. Das Internet ist da und geht auch nicht mehr weg. Es geht um die Chancen.

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Medienkompetenz durch Verbote?

Lehrer im Netz:Rheinland-Pfalz verbietet dienstlichen Facebook-Kontakt zu Schüler – berichtet Spiegel Online. Ähnliches hörte man vor ein paar Wochen aus dem baden-württembergischen Kultusministerium. Die Bedeutung der Digitalisierung ist in der Bildungspolitik wohl nicht angekommen – anders lässt es sich nicht erklären, dass Bildungspläne die Entwicklungen des Web 2.0 ignorieren. Diese unreflektierten Facebook-Verbote sind nur Symptome. Sicher ist Facebook eine Datenkrake, aber warum entwickelt die Schulverwaltung keine eigene Social Media Plattform, die als Kommunikations-, Diskussions- und vor allem Lernplattform genutzt werden kann? Verbote tragen nicht zu Medienkompetenz bei. Sollten unsere Kinder nicht in der Schule lernen mit sozialen Medien zu arbeiten? Wäre es nicht Bildungsauftrag, den Kindern den Umgang mit der permanenten Verfügbarkeit von Informationen und Wissen beizubringen? Bisher kann ich nicht erkennen, dass diese Fragen in der Bildungspolitik angekommen sind. Oder überhaupt in der Politik. Wir brauchen ein Internet-Ministerium.

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Im Web agieren

… so lautet ein Artikel, den ich für aktuelle Ausgabe des Magazins “Kommune21″ (www.kommune21.de) geschrieben habe. Ich beschreibe dort meine Sicht der Dinge, wie man Soziale Medien im Zusammenhang mit Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing diskutieren kann.

Und hier der Artikel als PDF: Kommune21_05_2013_S20_Wilke

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Vorsicht! Kostenlos!

Im Netz werden viele Dienstleistungen (vermeintlich) kostenlos angeboten. Warum sollte man darüber nachdenken? Irgendwann zu Zeiten des alten Internets besuchte ich die CeBit, muss so um den Jahrtausendwechsel gewesen sein. Ich staunte über die vielen innovativen Dienstleistungsangebote – und alles kostenlos. An vielen Ständen fragte ich nach dem Geschäftsmodell. Antworten bekam ich meist keine, bzw. Bannerwerbung & Co.  Wer erinnert sich noch an GeoCities? Diese Blase platzte dann ja auch kurze Zeit später.

Jetzt mache ich mir keine Sorgen um die Geschäftsmodelle von Facebook, Google und Konsorten – aber was wäre denn, wenn diese ihre Dienste einstellen? Mit diesen Gedanken beschäftigte sich schon Sascha Lobo in seiner S.P.O.N.-Kolummne “Euer Internet ist nur geborgt”. Seine Empfehlung ist die eigene Website, der eigene Blog. Eine andere Empfehlung – die von Mathias Richel – hat einen eher netzpolitischen Ansatz. Mathias kommt zu dem Schluss, dass unsere Zukunft im Netz öffentlich-rechtlich sein sollte. Dieser These kann ich – auch unter wettbewerbspolitischen Aspekten – teilweise zustimmen. Ich überzeichne einmal anhand von Google: Google ist quasi Monopolist im Bereich der Suchmaschinen und versucht durch intelligente Diversifizierung (Nexus, Android, Cloud, ..) die Marktmacht noch auszubauen. Allein wenn man nur die Websuche betrachtet: Google    entscheidet, welche Informationen ich finde – ist das nicht ein Stück weit beängstigend? Und alles ohne demokratische Kontrolle. Hier wären öffentlich-rechtliche Strukturen vielleicht des Nachdenkens wert. Aber …

Innovative Internetdienstleistungen und öffentlich-rechtliche Strukturen? Ist das nicht ein Widerspruch in sich? Gar öffentlich-rechtliche Unternehmen? Dies möge sich jeder selbst fragen, ob öffentlich-rechtliche Strukturen Innovationen befördern.

Wo könnte ein Ausweg sein? Zunächst bietet sich hier ein ganz banaler Schachzug an: lasst uns für die Dienstleistungen doch einfach (freiwillig) bezahlen. Wenn man bei Google Drive, XING, Dropbox oder was auch immer den Einstiegspreis (also nicht die kostenlose Variante) wählt, tritt man in ein “echtes” Vertragsverhältnis ein. Daraus folgt, dass die Anbieter mir gegenüber ganz andere rechtliche Verpflichtungen haben und z.B, ihren Dienst nicht einfach einstellen können, zumindest nicht ohne mir meine Daten zurück zu geben. Und meine Daten werden wieder stärker mein Eigentum – denn ich zahle nicht mehr mit ihnen.

Und was hat das jetzt netzpolitisch für Konsequenzen? Sollen wir z.B. Facebook zwingen, Gebühren zu verlangen? Nö, wie denn auch? Aber wie wäre es denn, wenn unsere Bereitschaft steigen würde für Dienstleistungen zu bezahlen? Könnten dann nicht viele neue Unternehmen entstehen, die diese monopolistischen oder oligopolistischen Strukturen aufbrechen? Keine Ahnung.

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Soziale Medien nach innen denken

Soziale Medien nur im Zusammenhang mit Marketing, PR und Aussenwirkung zu diskutieren ist deutlich zu kurz gegriffen. Soziale Medien und Web 2.0 haben zumindest eine ebenso so große Bedeutung für die internen Prozesse und Strukturen einer Organisation – sei es mittelständischer Betrieb, Kommunalverwaltung oder Verein. Dies will ich an einigen Aspekten erläutern.

  1. Durch das Aufeinandertreffen von Digital Natives und Digital Immigrants in den Institutionen prallen konträre Sichtweisen von Kommunikation aufeinander. Verbot der privaten Nutzung des Internets und Facebook-Sperren passen nicht zu den Anforderungen der Generation Y hinsichtlich permanenter Kommunikationsmöglichkeiten. Und dann wollen diese Millennials auch noch ihre eigenen Smartphones und Pads einsetzen.
  2. Die neuen Werkzeuge des Web 2.0 eröffnen vielfältige Möglichkeiten der Zusammenarbeit, auch ohne Präsenzarbeitszeit – wenn man sie denn einsetzt. Work-Life-Balance kann dadurch leichter werden.
  3. Gleichzeitig werden die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben durch den Einsatz der identischen Kommunikationsmedien fließend. Dies führt wahrscheinlich zu mehr flachen Hierarchien  – wahrscheinlich flacher als es manchem Chef aus der Generation der Baby Boomer lieb ist, der mit seinen Mitarbeitern auf Facebook befreundet ist oder von ihnen auf Twitter verfolgt wird.

Ich bin sicher, Soziale Medien werden noch so manche Organisation vom Kopf auf die Füße stellen.

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Die Angst des Einzelhandels vor dem Internet

In vielen Orten wird die Verödung der Innenstädte beklagt. Besonders wichtig für lebendige Innenstädte ist der Einzelhandel – und gerade dieser ist immer “unfairer” Konkurrenz ausgesetzt. Da gibt es zunächst die Einkaufszentren auf der “grünen Wiese”, die mit kostenlosen Parkplätzen direkt vor der Tür und großflächigen Angeboten Druck ausüben. Die Strategie des innerstädtischen Einzelhandels kann hier z.B. Ambiente in Kombination mit Individualität lauten. Falsch ist sicher, auf Parkplätze zu setzen, denn diesen Kampf kann der Innenstadthandel nicht gewinnen. Und nun der Online-Handel. Zunächst muss man sich doch die Frage stellen: warum kaufen Leute online? Und wieviele kaufen überhaupt online? Im letzten Jahr haben 38 Mill. Menschen in Deutschland etwas online gekauft! Und warum: weil der Preis, der Service, die Produktauswahl und die Lieferzeit stimmt. Alles Punkte, mit denen auch der stationäre Einzelhandel punkten könnte – wenn er denn wahrgenommen wird bei den Kunden, die über Suchmaschinen nach Produkten suchen. Denn das tut die Mehrheit, bevor sie etwas kauft. Aber meistens wird der mittelständische Einzelhandel eben nicht gefunden im Netz, sondern Amazon und Zalando. Also Tipp 1 für den stationären Handel: Sei auffindbar in Google, in Google Places, denke über Google Adwords nach. Tipp 2 bezieht sich auf etwas zunächst banales.

Und was machen die Online-Verkäufer denn noch? Sie suggerieren dem Kunden eine persönliche Betreuung. Amazon empfiehlt mir z.B. Produkte basierend auf den letzten Käufen. Dies ist doch genau das, was ein guter Einzelhändler bei seinen Stammkunden tun sollte. Aber seine Stammkunden und deren Vorlieben muss man natürlich kennen und systematisch erfassen. Stichwort: Customer Relationship Management. Früher nannte man dies Kundenkartei und ganz früher kannte sowieso jeder Ladeninhaber die Vorlieben seiner Kunden. Also Tipp 2: Rückbesinnung auf Kundenbindung mit modernen Mitteln.

Wenn ich online kaufe, kann ich auf dem Sofa nachschauen, welche Produkte vorrätig sind. Kaufe ich beim stationären Einzelhandel, weiss ich nicht, was im Geschäft so da ist. Aber das könnte man doch ändern? Dies wäre dann Tipp 3.

Wenn man diese drei Tipps berücksichtigt, dann kann meiner Auffassung nach, der Online-Handel den stationären Einzelhandel nicht schlagen. Mehr Tipps rücke ich nicht raus.

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Social Media: Die armen Politiker

Immer mehr unserer Volksvertreter, Bürgermeister, Minister sind in Twitter, Facebook & Co aktiv – klar, Obama tut dies ja auch. Kaum ist der mutige Schritt vollzogen, werden die Armen schon von der Netzgemeinde belächelt: nicht authentisch, weil in der Regel das Backoffice das posten übernimmt. Problem Nr. 1. Und dann können auch noch Menschen, während sie auf dem Sofa sitzen einfach eine politische Widerstandsbewegung ins Leben rufen, in dem sie Werkzeuge wie Avaaz oder Openpetition nutzen. Oder einfach ihren Facebook-Account. Früher musste man dafür noch mühselig auf die Straße gehen oder ein Haus besetzen. Problem Nr. 2. Und dann gibt es auch noch Nervensägen. Ich selbst probiere gerade Folgendes: Mit einer bestimmten politischen Fragestellung habe ich drei Abgeordnete meines Wahlkreises per e-mail konfrontiert (zu politischen Fragestellung bitte in meinem anderen Blog nachlesen). Ich habe aber auch angekündigt, dass ich darüber in meinen Blogs und in Social Media berichten werde. Fies. Problem Nr. 3.

 

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Wer braucht denn nun wirklich eine eigene “App”?

“Fast eine Milliarde App-Downloads in Deutschland” meldet der Branchenverband bitkom. Gute Apps liefern dem Nutzer einen wirklichen Mehrwert – und dies ist auch schon der entscheidende Punkt. Viele denken darüber nach – neben dem Internet-Auftritt – den Kunden, Bürgern oder Mitgliedern auch eine App anzubieten. Bevor man dies tut, sollte man sich aber ein paar Fragen beantworten:

  1. Wer ist die Zielgruppe der App?
  2. Was soll der konkrete Nutzen der App sein?
  3. Wie wird meine App unter Hunderttausenden im Apple App Store und Android Market (neuerdings Google Play) überhaupt gefunden?

Wenn man diese Fragen sinnvoll beantworten kann, kann man anfangen über ein eigene App nachzudenken. Das mittelständische Unternehmen könnte im B2B-Bereich bestimmte Kundendienstleistungen über ein App anbieten. Der lokale Einzelhändler könnte einen coolen Webshop etabliereen. Im Tourismusbereich könnten  Buchungsmöglichkeiten und Ticket-Verkäufe angeboten werden. Kommunen könnten Bürgerservices anbieten. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Aber! Die oben genannten Fragen – insbesondere Frage 3 – sind nicht gerade banal. Es ist klar, dass immer mehr Tablets und Smartphones verkauft werden, so dass die mobile Internetnutzung immer wichtiger wird. Wenn man die Fragen nicht so genau beantworten kann, ist der erste wichtige Schritt, eine sehr gute Version der eigenen Homepage für mobile Endgeräte zu haben. Die wird in jedem Fall gefunden und könnte der Einstieg für eine eigene App sein.

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Warum ich Mitglied bei D64 geworden bin

Seit kurzem bin ich Mitglied bei D64 – einer Initiative, die mithelfen will, “Deutschland für die digitale Demokratie vorzubereiten”. Ich bin Mitglied geworden, weil ich der Auffassung bin, dass das Internet eine sehr wichtige Rolle bei der Reinkarnation von Demokratie und Sozialer Marktwirtschaft spielen kann. Das Internet ist bereits jetzt eine demokratische Instanz in Echtzeit – quasi die 5. Gewalt. Aber viel wichtiger als mögliche Kontrollfunktionen des Netzes, sind mir die potenziellen Beteiligungsmöglichkeiten. Und hier ist mir besonders die Chance bedeutsam, etwas gegen Politikverdrossenheit zu tun. Jenseits von Parteihierarchien können gerade Jüngere wieder durch Web 2.0 und Social Media für Politik interessiert werden. Besonders kommunale Themen sind hier nach meiner Auffassung besonders geeignet, da sie jeden unmittelbar betreffen können (Stadtentwicklung, Bürgerhaushalte – um nur zwei Beispiele zu nennen) – und diese sind meine besonderen Interessen. Nicht nur bei der Demokratisierung der Gesellschaft, sondern auch bei der Kontrolle der internationalen Finanzmärkte kann ich mir eine wichtige Rolle des Netzes vorstellen. Es gibt jedoch zwei große “Aber”: die digitale Spaltung (Fahrkartenautomaten werden immer komplexer) und die permanente Bedrohung des freien Internets. Freies Internet sollte ebenso in einer demokratischen Verfassung garantiert sein wie die Pressefreiheit. Die digitale Spaltung ist letztlich ein Bildungsauftrag. Ich hoffe, meine Motive für meine Mitgliedschaft in D64 sind deutlich geworden.

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